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Kalama Sutta: An die Kalamas

Kalama Sutta

Summary: Buddha erklärt einer Gruppe von Verunsicherten die passenden Kriterien für das annehmen einer Lehransicht.

AN 3.65 PTS: A i 188 Thai 3.66

Kalama Sutta: An die Kalamas

übersetzt aus dem Pali von

Ehrwürdigen Thanissaro Bhikkhu

Übersetzung ins Deutsche von:

jb für ZzE

Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden

Alternative Übersetzung: Soma

Anmerkung des Übersetzers: Auch wenn diese Lehrrede oft als Blankovollmacht zitiert wird, das man seinem eigenen Gefühl von Richtig und Falsch folgen soll, sagt es tatsächlich etwas viel entscheidenderes aus. Traditionen sollten nicht deshalb eingehalten, weil sie Traditionen sind. Überlieferungen (wie etwa geschichtliche Darstellungen oder Nachrichten), sollte man nicht deshalb folgen, weil ihre Quelle glaubwürdig erscheint. Den eigenen Vorzügen sollte man nicht folgen, weil sie logisch und stimmig, mit den eigenen Gefühlen, sind. Stattdessen sollte jede Sichtweise und jeder Glauben an seinen Resultaten, die aufkommen, wenn man diese in die Praxis umsetzt, getestet werden. Und, um sie gegen die Möglichkeit, von jeglicher Voreingenommenheit und Unvermögen, mit eigenen Verständnis das Ergebnisses recht zu verstehen, zu schützen, sollten sie weiters, mittels der Erfahrung von weisen Leuten, gegengeprüft werden. Die Fähigkeit die Ansichten anderer in passender Weise zu testen und zu hinterfragen, nennt man passende Aufmerksamkeit. Das Talent zu haben, weise Leute als Unterweiser zu wählen, nennt man vorzügliche Freunde haben. Entsprechend Iti 16-17 sind diese die wichtigsten inneren und äußeren Faktoren, um das Ziel der Praxis zu erreichen. Für weitere Anregungen, wie man einen Glauben in der Praxis testet, siehe: MN 61, MN 95, AN 7.79, und AN 8.53. Für Anregungen, wie man beurteilt, ob eine andere Person weise ist, siehe: MN 110, AN 4.192, und AN 8.54.

Ich habe gehört, daß der Befreite während einer Wanderschaft unter den Kosalans, mit einer großen Gemeinschaft von Bhikkhus, in Kesaputta, eine Stadt der Kalamas, ankam. Die Kalamas von Kesaputta hörten dies gesagt: „Gotama der Besinnliche, der Sohn der Sakyans, der vom Sakyan-Klan fortgezogen ist, ist in Kesaputta angekommen. Und von diesem Meister Gotamas wurde dieses vorzüglich Ansehen verbreitet: 'Er ist wahrlich ein Befreiter, würdig, rechtens Selbst-Erwacht, vollkommen in Wissen und Verhalten, gut fort geschritten, einer Kenner des Kosmos, ein unübertrefflicher Unterweiser der Personen, die des Zügelns reif, Lehrer der Menschen und himmlischen Wesen, erwacht, gesegnet. Er hat - dieses selbst durch direktes Wissen verwirklicht - diese Welt, mit ihren Devas, Maras und Brahmanen, ihrer Generationen mit deren Besinnlichen und Brahmanen, deren Herrscher und gewöhnliche Leute, bekannt gemacht; hat das Dhamma vorzüglich am Beginn, vorzüglich in der Mitte, vorzüglich am Ende, erklärt; hat das heilige Leben, beiderseits, im Einzelnen und seiner Essenz, dargelegt, gänzlich vollkommen, unvergleichlich rein. Es ist gut, so einen Würdigen zu sehen.'“

So gingen die Kalamas von Kesaputta zum Befreiten. Dort angekommen, verneigten sich manche von ihnen vor ihm und setzten sich an ein Seite. Manche von ihnen tauschten höfliche Begrüßungen mit ihm aus, und nach Austausch von freundlichen Grüßen und Höflichkeiten, setzten sie sich an eine Seite. Manche von ihnen setzten sich an eine Seite, nachdem sie ihn, mit ihren Händen über dem Herzen gefalten, gegrüßt hatten. Manche von ihnen setzten sich an eine Seite, nachdem sie ihren Namen und Klan bekannt gegeben hatten. Manche von ihnen setzten sich schweigend an eine Seite.

Als sie dort saßen, sprachen die Kalamas von Kesaputta zum Befreiten: „Herr, da sind einige Brahmanen und Besinnliche, die nach Kesaputta kommen. Sie erklären und preisen ihre eigene Lehransicht, doch was die Lehransichten anderer betrifft, missbilligen sie diese, verunglimpfen diese, zeigen Verachtung für diese und setzten sie herab. Sie hinterlassen uns völlig verunsichtert und im Zweifel: Welche dieser ehrwürdigen Brahmanen und Besinnlichen sprechen die Wahrheit und welche von ihnen lügen?“

„Natürlich seit Ihr verunsichert, Kalamas. Natürlich seit Ihr im Zweifel. Wenn da Gründe für Zweifel sind, ist Verunsicherung geboren. So richtet euch in diesem Fall, Kalamas, nicht nach Überlieferungen, nach Legenden, nach Traditionen, nach Schriften, nach folgerichtigen Mutmaßungen, nach Schlußfolgerungen, nach Gleichnissen, nach Einverständnis durch ergrübelte Ansicht, nach Wahrscheinlichkeit, oder dem Gedanken folgend: 'Dieser Besinnliche ist mein Lehrer.' Wenn ihr für euch selbst wißt: 'Diese Qualitäten sind ungeschickt; diese Qualitäten sind tadelnswert, diese Qualitäten werden von den Weisen kritisiert; diese Qualitäten, wenn angenommen und umgesetzt, führen zu Unheil und zu Leid' - dann solltet Ihr diese aufgeben.“

„Was denkt Ihr, Kalamas? Wenn Gier in einer Person aufkommt, kommt es für Wohl oder Unheil auf?“

„Für Unheil, Herr.“

„Und diese gierige Person, eingenommen von Gier, sein Geist besessen von Gier, tötet Lebewesen, nimmt was nicht gegeben ist, trachtet nach anderer Personen Frauen, erzählt Lügen, und verleitet andere es ebenso zu tun, all dieses für langes Unheil und Leiden.“

„Ja, Herr“

„Nun, was denkt Ihr Kalamas? Wenn Abneigung in einer Person aufkommt, kommt es für Wohl oder Unheil auf?“

„Für Unheil, Herr.“

„Und diese abgeneigte Person, eingenommen von Abneigung, sein Geist besessen von Abneigung, tötet Lebewesen, nimmt was nicht gegeben ist, trachtet nach anderer Personen Frauen, erzählt Lügen, und verleitet andere es ebenso zu tun, all dieses für langes Unheil und Leiden.“

„Ja, Herr“

„Nun, was denkt Ihr Kalamas? Wenn Verwirrung in einer Person aufkommt, kommt es für Wohl oder Unheil auf?“

„Für Unheil, Herr.“

„Und diese verwirrte Person, eingenommen von Verwirrung, sein Geist besessen von Verwirrung, tötet Lebewesen, nimmt was nicht gegeben ist, trachtet nach anderer Personen Frauen, erzählt Lügen, und verleitet andere es ebenso zu tun, all dieses für langes Unheil und Leiden.“

„Ja, Herr“

„Was denkt ihr nun, Kalamas: Sind dieser Qualitäten geschickt oder ungeschickt?“

„Ungeschickt, Herr“

„Tadelnswert oder tadellos?“

„Tadelnswert.“

„Kritisiert von den Weisen oder gepriesen von den Weisen?“

„Kritisiert von den Weisen, Herr.“

„Wenn angenommen und umgesetzt, führen diese zu Unheil und zu Leiden, oder nicht?“

„Wenn angenommen und umgesetzt, führen diese zu Unheil und zu Leiden. So erscheint dies für uns.“

„So also wie ich sagte, Kalamas: 'Richtet euch nicht nach Überlieferungen, nach Legenden, nach Traditionen, nach Schriften, nach folgerichtigen Mutmaßungen, nach Schlußfolgerungen, nach Gleichnissen, nach Einverständnis durch ergrübelte Ansicht, nach Wahrscheinlichkeit, oder dem Gedanken folgend: 'Dieser Besinnliche ist mein Lehrer.' Wenn ihr für euch selbst wißt: 'Diese Qualitäten sind ungeschickt; diese Qualitäten sind tadelnswert, diese Qualitäten werden von den Weisen kritisiert; diese Qualitäten, wenn angenommen und umgesetzt, führen zu Unheil und zu Leid' - dann solltet Ihr diese aufgeben.' So wurde es gesagt. Und im Bezug auf dieses wurde es gesprochen.

„Nun, Kalamas, richtet euch nicht nach Überlieferungen, nach Legenden, nach Traditionen, nach Schriften, nach folgerichtigen Mutmaßungen, nach Schlußfolgerungen, nach Gleichnissen, nach Einverständnis durch ergrübelte Ansicht, nach Wahrscheinlichkeit, oder dem Gedanken folgend: 'Dieser Besinnliche ist mein Lehrer.' Wenn ihr für euch selbst wißt: 'Diese Qualitäten sind geschickt; diese Qualitäten sind tadellos, diese Qualitäten werden von den Weisen gepriesen; diese Qualitäten, wenn angenommen und umgesetzt, führen zu Heil und zu Wohl' - dann solltet Ihr diese einsetzen und mit ihnen verbleiben.“

„Was denkt Ihr, Kalamas? Wenn Fehlen von Gier in einer Person aufkommt, kommt es für Wohl oder Unheil auf?“

„Für Wohl, Herr.“

„Und diese nichtgierige Person, nicht eingenommen von Gier, sein Geist nicht besessen von Gier, tötet keine Lebewesen, nimmt nicht was nicht gegeben ist, trachtet nicht nach anderer Personen Frauen, nicht erzählt diese Lügen, und verleitet andere nicht solches zu tun, all dieses für langes Heil und Wohl.“

„Ja, Herr“

„Was denkt Ihr, Kalamas? Wenn Fehlen von Abneigung in einer Person aufkommt, kommt es für Wohl oder Unheil auf?“

„Für Wohl, Herr.“

„Und diese nicht abgeneigte Person, nicht eingenommen von Abneigung, sein Geist nicht besessen von Abneigung, tötet keine Lebewesen, nimmt nicht was nicht gegeben ist, trachtet nicht nach anderer Personen Frauen, nicht erzählt diese Lügen, und verleitet andere nicht solches zu tun, all dieses für langes Heil und Wohl.“

„Ja, Herr“

„Was denkt Ihr, Kalamas? Wenn Fehlen von Verwirrung in einer Person aufkommt, kommt es für Wohl oder Unheil auf?“

„Für Wohl, Herr.“

„Und diese nicht verwirrte Person, nicht eingenommen von Verwirrung, sein Geist nicht besessen von Verwirrung, tötet keine Lebewesen, nimmt nicht was nicht gegeben ist, trachtet nicht nach anderer Personen Frauen, nicht erzählt diese Lügen, und verleitet andere nicht solches zu tun, all dieses für langes Heil und Wohl.“

„Ja, Herr“

„Was denkt ihr nun, Kalamas: Sind dieser Qualitäten geschickt oder ungeschickt?“

„Geschickt, Herr.“

„Tadelnswert oder tadellos?“

„Tadellos, Herr.“

„Kritisiert von den Weisen oder gepriesen von den Weisen?“

„Gepriesen von den Weisen, Herr.“

„Wenn angenommen und umgesetzt, führen diese zu Heil und zu Wohl, oder nicht?“

„Wenn angenommen und umgesetzt, führen diese zu Heil und zu Wohl. So erscheint dies für uns.“

„So also wie ich sagte, Kalamas: 'Richtet euch nicht nach Überlieferungen, nach Legenden, nach Traditionen, nach Schriften, nach folgerichtigen Mutmaßungen, nach Schlußfolgerungen, nach Gleichnissen, nach Einverständnis durch ergrübelte Ansicht, nach Wahrscheinlichkeit, oder dem Gedanken folgend: „Dieser Besinnliche ist mein Lehrer.“ Wenn ihr für euch selbst wißt: „Diese Qualitäten sind geschickt; diese Qualitäten sind tadellos, diese Qualitäten werden von den Weisen gepriesen; diese Qualitäten, wenn angenommen und umgesetzt, führen zu Heil und zu Wohl“ - dann solltet Ihr diese einsetzen und mit ihnen verbleiben.' So wurde es gesagt. Und im Bezug auf dieses wurde es gesprochen.

„Nun, Kalamas, einer der ein Schüler der Edlen ist - solcherart frei von Gier, frei von Übelwollen, unverwirrt, wachsam und entschlossen - bleibt daran die erste Richtung [Osten] zu durchdringen, so wie die zweite Richtung, die dritte und die vierte, mit einem Wesen durchtränkt von Wohlwollen. Solcherart bleibt er daran, oben, unten und alles herum, überall und in jeder Beziehung, den allumfassenden Kosmos mit einem Wesen, getränkt in Wohlwollen, zu durchdringen: ergiebig, weitreichend, unmessbar, frei von Anfeindung, frei von Übelwollen.

„Er bleibt daran die erste Richtung zu durchdringen, so wie die zweite Richtung, die dritte und die vierte, mit einem Wesen durchtränkt von Mitgefühl. Solcherart bleibt er daran, oben, unten und alles herum, überall und in jeder Beziehung, den allumfassenden Kosmos mit einem Wesen, getränkt in Mitgefühl, zu durchdringen: ergiebig, weitreichend, unmessbar, frei von Anfeindung, frei von Übelwollen.

„Er bleibt daran die erste Richtung zu durchdringen, so wie die zweite Richtung, die dritte und die vierte, mit einem Wesen durchtränkt von Wertschätzung. Solcherart bleibt er daran, oben, unten und alles herum, überall und in jeder Beziehung, den allumfassenden Kosmos mit einem Wesen, getränkt in Wertschätzung, zu durchdringen: ergiebig, weitreichend, unmessbar, frei von Anfeindung, frei von Übelwollen.

„Er bleibt daran die erste Richtung zu durchdringen, so wie die zweite Richtung, die dritte und die vierte, mit einem Wesen durchtränkt von Gleichmut. Solcherart bleibt er daran, oben, unten und alles herum, überall und in jeder Beziehung, den allumfassenden Kosmos mit einem Wesen, getränkt in Gleichmut, zu durchdringen: ergiebig, weitreichend, unmessbar, frei von Anfeindung, frei von Übelwollen.

„Nun, Kalamas, einer der ein Schüler der Edlen ist, sein Geist solcherart frei von Anfeindung, frei von Übelwollen, rein und klar, erlangt vier Absicherungen im Hier-und-Jetzt:

“'Wenn da eine Welt nach dem Tod ist, wenn da Frucht aus Taten, die richtig oder falsch getan, sind, dann ist dies die Grundlage aus welcher ich, mit dem Verfall des Körpers, nach dem Tod, an einem guten Bestimmungsort, den Himmlischen Welten, wiedererscheinen werde.' Dies ist die erste Absicherung, die er erlangt.

“'Doch wenn da keine Welt nach dem Tod ist, wenn da keine Frucht von Taten, die richtig oder falsch getan, sind, dann behüte ich mich, in diesem Leben, mit Leichtigkeit - frei von Anfeindung, frei von Übelwollen, frei von Störung.' Dies ist die zweite Absicherung, die er erlangt.

“'Wenn Böses durch Handlung getan, dennoch hätte ich kein Böses für irgendeinen gewollt. Keine böse Handlung getan, woher soll mich Leiden berühren?' Dies ist die dritte Absicherung, die er erlangt.

“'Doch wenn kein Böses durch Handlung getan, dann kann ich mich als rein in beider Hinsicht ansehen.' Dies ist die vierte Absicherung, die er erlangt.

„Einer der ein Schüler der Edlen ist, sein Geist solcherart frei von Anfeindung, frei von Übelwollen, rein und klar, erlangt vier Absicherungen im Hier-und-Jetzt.“

„So ist es, Befreiter. So ist es, Oh gut Fortgeschrittener. Einer der ein Schüler der Edlen ist, sein Geist solcherart frei von Anfeindung, frei von Übelwollen, rein und klar, erlangt vier Absicherungen im Hier-und-Jetzt:

“'Wenn da eine Welt nach dem Tod ist, wenn da Frucht aus Taten, die richtig oder falsch getan, sind, dann ist dies die Grundlage aus welcher ich, mit dem Verfall des Körpers, nach dem Tod, an einem guten Bestimmungsort, den Himmlischen Welten, wiedererscheinen werde.' Dies ist die erste Absicherung, die er erlangt.

“'Doch wenn da keine Welt nach dem Tod ist, wenn da keine Frucht von Taten, die richtig oder falsch getan, sind, dann behüte ich mich, in diesem Leben, mit Leichtigkeit - frei von Anfeindung, frei von Übelwollen, frei von Störung.' Dies ist die zweite Absicherung, die er erlangt.

“'Wenn Böses durch Handlung getan, dennoch hätte ich kein Böses für irgendeinen gewollt. Keine böse Handlung getan, woher soll mich Leiden berühren?' Dies ist die dritte Absicherung, die er erlangt.

“'Doch wenn kein Böses durch Handlung getan, dann kann ich mich als rein in beider Hinsicht ansehen.' Dies ist die vierte Absicherung, die er erlangt.

„Einer der ein Schüler der Edlen ist, sein Geist solcherart frei von Anfeindung, frei von Übelwollen, rein und klar, erlangt vier Absicherungen im Hier-und-Jetzt.“

„Großartig, Herr! Großartig! Gerade so als ob er aufrichten würde, was umgekippt war, freilegt was versteckt war, den Weg jenem zeigt, der verloren war oder eine Lampe in die Dunkelheit tragen würde, sodaß jene mit Augen Formen sehen könnten, in selber Weise hat der Befreite - mit vielen Zeilen der Begründung - das Dhamma klar gemacht. Wir nehmen Zuflucht zum Befreiten, zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge der Befreite sich unser als Laienanhänger erinnern, die zu ihm Zuflucht genommen haben, von diesem Tage an, für ein Leben.“

Siehe auch:


Hilfe | Über | Kontakt | Umfang der Dhamma-Gabe | Mitwirken
Anumodana puñña kusala!

de/tipitaka/sut/an/an03/an03.065.than.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/30 13:23 von Johann